Monatsarchiv: Oktober 2009

José Saramago: Caim

José Saramago: CaimDer vor knapp einer Woche erschienene neue Roman „Caim“ des portugiesischen Nobelpreisträgers ist zweifellos derzeit das Thema der portugiesischen Literaturwelt, und nicht nur dieser. Schon kurz nach Erscheinen des Romans, dessen Protagonist die biblische Figur Kain ist, begann eine große Polemik, die noch immer andauert und in vielem an die Diskussion um das Buch „O Evangelho segundo Jesus Cristo“ von vor 20 Jahren erinnert. Der bisherige Gipfel sicherlich die abwegige Forderung eines portugiesischen Europaabgeordneten, Saramago solle auf die portugiesische Staatsbürgerschaft verzichten.

Bei aller Diskussion wird gern vergessen, dass es sich (nur) um Literatur handelt. In dem zweifellos polemischen Buch, wird Kain, der nach dem Mord an seinem Bruder Abel von Gott mit dem Kainsmal versehen und zum Umherirren verdammt ist, von Saramago auf eine Zeitreise durch die Geschichte(n) des Alten Testaments geschickt. Der Erzähler kommentiert unter anderem die Zerstörung von Sodom und Gomorrha, die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, den Turmbau zu Babel, die Geschichte um das Goldene Kalb und andere Begebenheiten aus der Bibel. Eine Bibel als Parallellektüre ist deshalb übrigens nicht verkehrt, vor allem wenn man nicht ganz so bibelfest ist und Humor, Ironie und Kritik in Gänze verstehen möchte.

Ein Streitgespräch von José Saramago mit dem katholischen Theologen José Tolentino Mendonça können Sie hier (Online-Ausgabe der Wochenzeitung Expresso) nachlesen. Interessant auch das ausführliche Interview das Diário de Notícias mit Saramago geführt hat (beide in portugiesischer Sprache).

Darüberhinaus gibt die Fundação José Saramago einen umfassenden Überblick über das Medienecho.

Bis das Buch in deutscher Übersetzung erscheint, werden sicher noch einige Monate vergehen. In der Zwischenzeit steht die Originalausgabe zum Verkauf, ab sofort bei uns in der Buchhandlung (wie immer vor Ort und online).

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Jochen Nix liest Fernando Pessoa

am Freitag, den 13.11.2009, 19.30 Uhr, Zentralbibliothek Frankfurt am Main, Hasengasse 4

Eine Veranstaltung der Stadtbücherei Frankfurt in Zusammenarbeit mit TFM – Centro do Livro

„Gott schloß das Meer mit Abgrundsiegeln
und ließ es doch den ganzen Himmel spiegeln…“

diesen Titel gab Jochen Nix folgerichtig einer faszinieren­den Collage, die er aus dem facettenreichen Werk Pessoas komponiert hat

Fernando PessoaFERNANDO PESSOA
, der bedeutendste moderne Dich­ter Portugals, gehört zu den großen literarischen Erneue­rern und ist nicht nur der Be­gründer der modernen Dich­tung seines Landes, sondern eine der Schlüsselfiguren in der Entwicklung der Dich­tung des 20. Jahrhunderts überhaupt.
Von seinem überaus umfang­reichen und komplexen Werk wurde zu seinen Lebzeiten nur ein geringer Teil gedruckt, er schrieb »für die Truhe«, in der sich nach seinem Tod ein kaum zu erschöpfender Nachlass fand. Er stellte sein Schaffen unter die Devise: »Sei vielgestaltig wie das Weltall!«, und so schuf er nicht nur Gedichte und poetische Prosatexte verschiedenster, ja widersprüchlichster Art, sondern auch Verkörperungen seines Denkens und Schaffens: seine Heteronyme. Er gab seinem vielfach gespaltenen Ich die Namen Alberto Caeiro, Ricardo Reis und Álvaro de Campos, nebst einer großen Zahl Halb- oder Unterheteronyme. Traditionalismus und Avantgardismus, agnostischer Rationalismus oder antikisierendes Heidentum und metaphysische Unruhe, liedhafte Einfachheit und gewagtes Sprachspiel stehen in seiner Person und seinem Werk einander gegenüber.

JOCHEN NIX
wurde 1943 in Frankfurt/Main geboren und hat sich als Theater- und Fernsehschauspieler sowie durch Regiearbeiten am Theater und beim Rundfunk einen Namen gemacht. Vielfältige Sprecherrollen im Hörfunk und zahllose Literatur-Lesungen weisen ihn auch als exzellenten Rezitator aus.

Musikalisches Intermezzo: Jorge Galbassini (Gitarre) aus Argentinien

Wir möchten mit diesem Abend den Verlegern des Ammann Verlags, Egon Ammann und Marie Luise Flammersfeld, danken, deren jahrelanges Engagement es ermöglichte, dass Fernando Pessoas Werk heute auch im deutschen Sprachraum bekannt ist. Der Ammann Verlag beendet seine verlegerische Tätigkeit Mitte nächsten Jahres.

Eintritt: 5,00 EUR/ermäßigt 3,50 EUR

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Bernardo Carvalho auf Lesereise

Bernardo Carvalho: In São Paulo geht die Sonne unterDer brasilianische Autor Bernardo Carvalho ist ab der kommenden Woche in Deutschland unterwegs und präsentiert sein in diesem Jahr bei Luchterhand (deutsche

Übersetung von Karin von Schweder-Schreiner) erschienenes Buch In São Paulo geht die Sonne unter (O sol se põe em São Paulo).

Die Termine:

26.10., 19.00 Uhr Brasilianische Botschaft Berlin, Wallstr. 57, Moderation: Berthold Zilly

29.10., 18.00 Uhr Universität Hamburg, Raum: Phil Turm C, Von-Melle-Park 6, Mit Karin von Schweder-Schreiner

03.11., 19.30 Uhr Zentralbibliothek/Stadtbücherei Frankfurt am Main, Hasengasse 4 (hier mit unserem Büchertisch), Moderation: Margrit Klingler-Clavijo

04.11., 19.30 Uhr Restaurant Rheingarten Bonn, Charles-de-Gaulle-Str. 53

06.11., 20.00 Uhr Thalia Universitätsbuchhandlung Jena, Leutagraben 1

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Buchmesse 2009 im Rückblick

Hinter uns liegen fünf anstrengende und interessante Messetage. In der öffentlichen Wahrnehmung war die Messe ja vor allem von der Diskussion um den Umgang mit dem diesjährigen Gastland China geprägt.

Ein paar unserer Messeimpressionen in Bildern -u.a. von der Lesung mit Dulce Maria Cardoso moderiert und übersetzt von Michael Kegler in unserer Buchhandlung, unserem Messestand mit den tollen von Nuno Mendoça gestalteten Bannern  , der Präsentation des Buches Crônicas do inesperado von Renato Prado Guimarães auf der Messe, unserem Autor Albert von Brunn mit seinem Buch über Milton Hatoum.

Buchmesse 2009

Buchmesse 2009

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Prémio José Saramago

João Tordo ist der Gewinner des in diesem Jahr zum 6. Mal verliehen Prémio Literário José Saramago. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wurde von der Stiftung des portugiesischen Buchclubs Círculo de Leitores initiiert und wird mit Unterstützung des portugiesischen Kulturministeriums alle zwei Jahre an einen jungen Autor oder eine junge Autorin (bis 35 Jahre) verliehen. Der diesjährigen Jury unter der Leitung von Guilhermina Gomes gehörten Pílar del Rio, Ana Paula Tavares, Nélida Piñon und  Vasco Graça Moura an. João Tordo erhält den Preis für seinen Roman As Três Vidas (Quid Novi).

Die Preisträger der vergangenen Jahre sind Paulo José Miranda (1999 – „Natureza Morta“), José Luís Peixoto (2001 – „Nenhum Olhar“), Adriana Lisboa (2003 – „Sinfonia em Branco“), Gonçalo M. Tavares (2005 – „Jerusalém“)  und valter hugo mãe (2007 – „O remorso de Baltasar Serapião“).

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weitere Literaturpreise

Die noch bis Sonntag laufende Buchmesse lässt kaum Zeit zum Bloggen, vielleicht reicht es in der nächsten Woche zu einer Nachbetrachtung mit einigen Bildern von der Messe und unserer gestrigen Lesung mit Dulce Maria Cardoso.

In Portugal wurden inzwischen weitere Literaturpreisträger bekanntgegeben. Mário de Carvalho erhält den mit 25.000 Euro dotierten Prémio Fernando Namora für seinen Roman A Sala Magenta.

Die Literaturpreise des portugiesischen PEN-Clubs gehen in diesem Jahr in der Kategorie Poesie an Manuel Gusmão für das Buch A Terceira Mão, in der Kategorie Essay an Frederico Lourenço für Novos Ensaios Helénicos e Alemães und  Isabel Cristina Pinto Mateus für Kodakização e Despolarização do real – Para Uma Poética do Grotesco na Obra de Fialho de Almeida. Maria Velho da Costa erhält den Preis in der Kategorie Roman für ihr Werk Myra.

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Prémio LeYa geht an…

den mosambikanischen Autor João Paulo Borges Coelho für den Roman O olho de Hertzog.

Der mit 100.000 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum zweiten Mal von der portugiesischen Verlagsgruppe LeYa verliehen und prämiert ein bisher noch unveröffentlichtes Werk eines portugiesischsprachigen Autors. Zur Jury gehören die Schriftsteller Manuel Alegre, Nuno Júdice, Pepetela, Carlos Heitor Cony, Pepetela, Carlos Heitor Cony, Lourenço do Rosário, Rektor der ISPU Maputo, die Kritikerin Rita Chaves und João Amaral von der Verlagsgruppe LeYa.

Insgesamt wurden 201 Originale eingereicht, von denen 11 in die engere Auswahl kamen. Manuel Alegre, der Vorsitzende der Jury, würdigte vor allem die große Intensität des Romans.

João Paulo Borges Coelho wurde 1955 in Porto geboren. Sein Vater stammt aus der portugiesischen Region Trás-Os-Montes, seine Mutter ist Mosambikanerin. Schon sehr früh ging er mit seinen Eltern nach Moçambique und nahm die mosambikanische Staatsbürgerschaft an. Er studierte Geschichte und unterrichtet heute zeitgenössische Geschichte an der Universidade Eduardo Mondlane in Maputo. Seit 2003 veröffentlicht er Romane, die im portugiesischen Verlag Caminho erschienen sind, der heute zur Verlagsgruppe LeYa gehört. Lieferbar sind u.a. As visitas do Dr. Valdez, Campo de trânsito und Hinyambaan (alle bei TFM erhältlich)

Der prämierte Roman wird in Kürze in der Verlagsgruppe LeYa erscheinen.

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Buchmesse 2009

Die diesjährige Frankfurter Buchmesse (Gastland in diesem Jahr ist China) öffnet morgen ihre Tore. Heute war Aufbautag. Bilder vom Stand, den wir uns wieder mit der portugiesischen Direcção Geral do Livro e das Bibliotecas (DGLB) teilen, gibt es voraussichtlich morgen.

Von Mittwoch bis einschließlich Freitag haben nur Fachbesucher Zutritt, am Wochenende kann dann jeder aufs Gelände. Wir freuen uns auf Ihren Besuch an unserem Stand 5.1 D960 oder am Donnerstag Abend zur Lesung mit Dulce Maria Cardoso in unserer Buchhandlung. Die Buchhandlung ist ansonsten für den Rest der Woche geschlossen, am Montag sind wir dann mit hoffentlich vielen neuen Eindrücken zurück.

Vielleicht bleibt Zeit für den einen oder anderen Blogeintrag, vamos ver.

Eine intensive Berichterstattung über das Gastland China verspricht übrigens die Kooperation der taz mit der Frankfurter Buchmesse – buchmesse.taz.de

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Albert von Brunn: Milton Hatoum

Albert von Brunn: Milton HatoumPünktlich zum morgigen Beginn der Frankfurter Buchmesse ist auch ein neues Buch fertig geworden.  In Milton Hatoum. Zwischen Orient und Amazonas beschäftigt sich unser Autor Albert von Brunn mit dem Werk des bekannten brasilianischen Schriftstellers, dessen Romane (Cinzas do Norte, Órfãos do Eldorado, Dois Irmãos und Relato de um Certo Oriente) auch alle in deutscher Übersetzung vorliegen.

Albert von Brunns Arbeit versucht, einige wichtige Etappen im Werk von Milton Hatoum aufzuzeigen und gibt einen Überblick über die Geschichte der libanesischen Einwanderung nach Brasilien, die Rolle der verschiedenen Sprachen im Umkreis des Autors (Portugiesisch, Arabisch, Französisch) und die kulturelle Durchmischung zweier Welten, die alles zu trennen scheint – Orient und Amazonas.

Das Buch hat die ISBN 9783939455035, kostet 18,00 Euro und ist über den Buchhandel und natürlich auch direkt bei uns erhältlich.

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Nobelpreis für Literatur geht an…

Herta Müller

Dies gab die Nobel-Stiftung soeben bekannt. Die in Rumänien geborene Schriftstellerin kam 1987 nach Deutschland und lebt seitdem in Berlin. Sie hat bereits zahlreiche renommierte Literaturpreise erhalten. Ihr jüngster Roman Atemschaukel steht auch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, dessen Gewinner in der kommenden Woche bekanntgegeben wird. In den Feuilletons findet man zahlreiche Artikel über Herta Müller und ihr Werk, unter anderem in der Zeit, der FAZ, der Süddeutschen Zeitung und in der taz.

In portugiesischer Übersetzung gibt es bisher nur sehr wenig, teilweise sind die Bücher auch vergriffen. 1993 wurde O homem é um grande faisão sobre a terra veröffentlicht, 1999 A terra das ameixas verdes.
In Brasilien ist der Titel O Compromisso lieferbar. Es ist davon auszugehen, dass sich das innerhalb von ein paar Monaten ändern wird. Bei der in der nächsten Woche beginnenden Frankfurter Buchmesse haben die Kollegen aus den deutschen Verlagen, in denen Herta Müllers Werk verlegt ist (vor allem aus dem Hanser Verlag) sicher alle Hände voll zu tun.

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