Am 28. November, um 19.00 UIhr laden wir zusammen mit dem Koordinierungskreis Mosambik ein zu einer Lesung mit dem jungen mosambikanischen Autor Eduardo Quive. Er liest Auszüge aus seinem Buch Mutiladas.
Michael Kegler moderiert und übersetzt, der Eintritt ist frei. Wir bitten wegen der begrenzten Platzanzahl aber um Reservierung.
Eduardo Quive veröffentlichte unter anderem die Bücher „Mutiladas“ (2024) und „Para onde foram os vivos“ (2022). Er ist einer der Gründer der Literaturbewegung Kuphaluxa (2009), Herausgeber der Literaturzeitschrift LITERATAS (2011-2021) und Schöpfer der Plattform CATALOGUS, die sich künstlerischen und literarischen Projekten widmet – darunter der Ausbildung und Veröffentlichung neuer literarischer Stimmen aus Mosambik, mit besonderem Schwerpunkt auf Frauen. Derzeit ist er Mitarbeiter der Stiftung Fernando Leite Couto in Maputo.
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Ibero-Amerikanischen Gesellschaft Frankfurt laden wir ein zu einem Gepräch mit dem Historiker Antonio Muñoz Sánchez (Uni Lissabon) am Mittwoch, dem 12. November, 19.00 Uhr. Michael Kegler moderiert und übersetzt.
Lange meinte man, Portugal sei immun gegen autoritäre Anwandlungen. Eine Illusion, wie sich nun nach dem rasanten Aufstieg der rechtspopulistischen Chega-Partei zeigt. Wie ist dieser Umbruch zu erklären und welche Rolle spielt dabei die politische Entwicklung seit der Nelkenrevolution vor 50 Jahren?
Antonio MuñozSánchez ist promovierter Historiker. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Instituto de Ciências Sociais der Universität Lissabon und hat Studien über die Rolle der Friedrich-Ebert-Stiftung beim Übergang von der Diktatur zur Demokratie in Portugal und Spanien verfasst.
Michael Kegler ist Übersetzer portugiesischer und brasilianischer Literatur. Er ist außerdem als Gastdozent und Moderator tätig.
Der Eintritt ist frei, Anmeldung bitte per mail info@tfmonline.de oder telefonisch unter 069-282647.
Wie immer schneller als gedacht, ist es schon wieder Oktober und die Frankfurter Buchmesse steht vor der Tür.
Sie findet in diesem Jahr vom 15.-19. Oktober statt. Als Gastland präsentieren sich die Philippinen mit vielen Neuerscheinungen und Lesungen auf dem Messegelände und in der Stadt.
Auch in diesem Jahr werden wir wieder mit einem kleinen Stand vor Ort sein, Sie finden uns mit einer Präsentation unseres Verlagsprogramms und Neuheiten aus der portugiesischsprachigen Verlagswelt in diesem Jahr wieder in der Halle 5.0 Stand B125, wie immer ganz in der Nähe der portugiesischen und brasilianischen Verlage.
Während der Buchmesse bleibt die Buchhandlung von Dienstag Nachmittag bis einschließlich Samstag geschlossen. Bitte nutzen Sie in dieser Zeit unser Onlineangebot.
Am 17. Oktober öffnen wir abends zu der schon hier angekündigten Lesung mit der portugiesischen Dichterin und Übersetzerin Margarida Vale de Gato und freuen uns auf Ihren Besuch
Darüberhinaus möchten wir Ihnen gern folgende Veranstaltungen empfehlen:
Die Wege der Leidenschaft nach Clarice Lispector, ein Gespräch mit dem Übersetzer Luis Ruby, Moderation: Michael Kegler
Stand Câmara Brasileira do Livro, CBL, Halle 5.0, Stand A 149, Portugiesisch und Deutsch
Es wird vor allem um Die Passion von G.H. gehen, ein Roman, der jetzt in deutscher Übersetzung von Luis Ruby bei Penguin erschienen ist, wir sind mit einem Buchverkauf vor Ort.
Um 20.15 Uhr zeigt das Kino im Filmmuseum den gleichnamigen Film. Der Regisseur Luiz Fernando Carvalho und die Hauptdarstellerin Maria Fernanda Cândido sind vor Ort, Tickets gibt es beim Filmmuseum.
Freitag, 17.10.
14.00 Uhr Halle 5.0B125
An unserem Stand Halle 5.0B125 stellt Albert von Brunn das Buch Milton Hatoum – Entre o Oriente e a Amazônia. Das Buch erschien jetzt in einer erweiterten Neuausgabe in Brasilien (Verlag EdufsCar), im Original wurde es in unserem Verlag TFM veröffentlicht.
Albert von Brunns Arbeit zeigt einige wichtige Etappen im Werk von Milton Hatoum und gibt einen Überblick über die Geschichte der libanesischen Einwanderung nach Brasilien, die Rolle der verschiedenen Sprachen im Umkreis des Autors (Portugiesisch, Arabisch, Französisch) und die kulturelle Durchmischung zweier Welten, die alles zu trennen scheint – Orient und Amazonas.
Margarida Vale de Gato wurde 1973 in Vendas Novas, Portugal geboren. Sie lehrt und forscht im Bereich Nordamerikanistik und Literaturübersetzung an der Fakultät für Literatur der Universidade de Lisboa. 2008 promovierte sie mit einer Arbeit über die Rezeption von Edgar Allan Poe in der modernen portugiesischen Lyrik.
Seit 1995 übersetzt Margarida Vale de Gato literarische Texte aus dem Französischen und Englischen. Das Projekt, das sie für die Literarische Residenz in Berlin vorstellte, Tocar a Quatro Mãos (Vierhändig spielen), befasst sich ebenfalls mit Schreiben und Übersetzen, hier mit der deutschen Sprache und der Dichterin und Übersetzerin Odile Kennel, die ihrerseits für die deutsche Fassung eines Buches von Vale de Gato verantwortlich ist, Die nicht reklamierten Reste. Lyrisches Handbuch des Übersetzens (im Original Os Restos Não Reclamados: Manual Lírico de Tradução), 2021 bei hochroth erschienen.
In Portugal veröffentlichte Margarida Vale de Gato zuletzt den Gedichtband Mulher ao Mar e Corsárias
Der jetzt auf Deutsch erschienene Roman Die Frauen der Familien Flores (Original: A Maldição das Flores) von Angélica Lopes erzählt die Geschichte der titelgebenden Familie über sieben Generationen hinweg. Die Handlung beginnt im Nordosten Brasiliens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seit vielen Generationen lastet ein Fluch auf der Familie Flores, der ihre Männer zu einem frühen Tod verdammt. Die Frauen, die zurückbleiben, sichern sich ihren Lebensunterhalt durch die alte Kunst der Spitzenklöppelei. Als die junge Eugênia gezwungen wird, einen älteren, gewalttätigen Offizier zu heiraten, beginnt sie, versteckte Botschaften in den edlen Stoff einzuweben, und schmiedet so einen gefährlichen Fluchtplan, dessen Auswirkungen bis in die Gegenwart zu spüren sind.
Ein spannender Roman über weibliche Solidarität und den Wert von Mut und Freiheit.
Der Roman wurde von Michael Kegler ins Deutsche übersetzt und ist eben bei hanserblau erschienen.
Ein kurzes Video, in dem Angélica Lopes ihren Roman dem deutschen Publikum vorstellt, gibt es bei Youtube hier.
Angélica Lopes lebt und arbeitet als Journalistin, Roman- und Drehbuchautorin in Rio de Janeiro. Seit mehr als zwanzig Jahren ist sie als Autorin von Jugendromanen schriftstellerisch tätig. Die Frauen der Familie Flores ist ihr erster Roman für Erwachsene.
Wir veröffentlichen hier einen Beitrag von Michael Kegler, der zuerst bei nova cultura! erschienen hist
Die brasilianische Tageszeitung »Folha de S. Paulo« hat 101 Expert*innen aus unterschiedlichen Bereichen gebeten, die 25 »besten« brasilianischen Bücher des 21. Jahrhunderts zu nominieren. Unter den Meistgenannten sind erfreulich viele, die bereits ins Deutsche übersetzt wurden.
Weit davon entfernt, einen neuen Kanon definieren zu wollen, funktioniere die Liste als ein Zeugnis der Vielfalt und des Reichtums der brasilianischen Gegenwartsliteratur, schreibt die Zeitung.
An erster Stelle und mit 48 Stimmen am meisten genannt ist Ana Maria Gonçalves: »Um defeito de cor«. Das 2006 veröffentlichte und 2007 mit dem Premio Casa de Las Américas ausgezeichnete nahezu 1000-seitige Opus über eine Verschleppung von Afrika nach Brasilien und wieder zurück stand bereits 2022 auf der Liste der 200 wichtigsten Bücher für das Verständnis Brasiliens (Ebenfalls eine Aktion der Folha de S. Paulo), und inspirierte im Karneval 2024 den Aufzug der Sambaschule Portela. An zweiter Stelle nanten die Juror_innen Itamar Vieira Júnior: »Torto Arado«, der nach der Auszeichnung durch den Prémio Leya 2018 zunächst in Portugal veröffentlicht und ein Jahr darauf in Brasilien zum Sensations-Bestseller wurde. 2022 erschien der Roman in der Übersetzung von Barbara Mesquita unter dem Titel »Die Stimme meiner Schwester« auch auf Deutsch.
»O avesso da pele« von Jéferson Tenório, der 2020 möglicherweise eine neue literarische Auseinandersetzung mit dem brasilianischen Alltagsrassismus einläutete, steht an dritter Stelle der Erwähnungen, an vierter Stelle und 21 Mal wird »Nove noites« des immerhin mit drei Übersetzungen (von Karin von Schweder Schreiner) auf dem deutschen Buchmarkt vertretenen Bernardo Carvalho genannt, gefolgt von Cristóvão Tezza: »O filho eterno« und »Eles eram muitos cavalhos« (Dt. »Es waren viele Pferde«; übers.: Michael Kegler) des Eröffnungsredners der Frankfurter Buchmesse 2013 Luiz Ruffato, von dem seit 2012 noch 6 weitere Romane, darunter die Pentalogie »Vorläufige Hölle«, in deutscher Übersetzung vorliegen. Gleich zwei Mal werden in der Liste die für die Schwarze Literatur Brasiliens höchst bedeutsame Conceição Evaristo genannt, sowie der Musiker Chico Buarque und dessen Romane »Budapeste« (Budapest) und »Leite Derramado« (Vergossene Milch; übersetzt von Karin von Schweder Schreiner aber leider nicht mehr lieferbar).
Frisch auf Deutsch erschienen (Der Sturz des Himmels) ist dagegen das Standardwerk indigender Weltsichten »A queda do céu« von Davi Kopenava und Bruce Albert aus dem Jahr 2010, aus dem französischen übersetzt von Karin Uttendürfer und Tim Trzaskalik. Auf Portugiesisch erschien das Buch 2015 in der Übersetzung von Beatriz Perrone-Moisés. Davor nennt die Liste als ersten Lyrikband »O livro das semelhanças« der Lyrikerin Ana Martins Marques, deren »Risque esta Palavra« unter dem Titel »Streich dieses Wort« Ende 2024 in der Übersetzung von Michael Kegler auf deutsch erschien. Die zweite Lyrikerin auf der Liste ist Angélica Freitas deren »um útero é do tamanho do punho« (2012) von Odile Kennel ins deutsche übersetzt wurde: »der Uterus ist groß wie eine Faust« (2020). Evenfalls übersetzt sind: Bernardo Kucinski: »K.«, unter gleichem Titel 2013 in der Übersetzung von Sarita Brandt, Michel Laub: »Diário da Queda« (Tagebuch eines Sturzes; übers.: Michael Kegler, 2013 und leider vergriffen) José Falero: »Os supridores« (»Supermarkt«, 2024 übersetzt von Nicolai von Schweder-Schreiner), Geovani Martins: »Sol na cabeça« (2019 auf deutsch unter dem Titel »Aus dem Schatten« ebenso wie der 2024 veröffentlichte Roman »Via Ápia« in der Übersetzung von Nicolai von Schweder-Schreiner erschienen), sowie Sérgio Sant’Anna – allerdings nicht mit dem genannten »O voo da madrugada«. »Cinzas do Norte« von Milton Hatoum wiederum liegt seit 2008 n der Übersetzung von Karin von Schweder-Schreiner als »Asche vom Amazonas« auf Deutsch vor und ist sogar weiterhin lieferbar.
Unter den (noch) nicht ins Deutsche übersetzten Titeln stechen Natália Borges Polesso: »Amora« hervor, der 2015 als Erzählband über queere Lebensentwürfe Maßstäbe setzte, Micheliny Verunschk: »O som do rugido da onça«, in dessen Mittelpunkt die im 19. Jahrhundert von deutschen Naturforschern verschleppten und in München gestorbenen indigenen Kinder stehen, sowie Rubens Figueiredo: »Passageiro do fim do dia«, der im Rhythmus einer Busfahrt vom Stadtzentrum in die Peripherie die Geschichte Brasiliens erzählt. Daniel Galera: »Barba ensopada de sangue« (Flut; übersetzt von Nicolai von Schweder-Schreiner) Victor Heringer: »O amor dos homens avulsos« (»Die Liebe vereinzelter Männer, übers. 2024 von Maria Hummitzsch) sowie Andrea del Fuego »Os Malaquias« (Geschwister des Wassers, übers. von Marianne Gareis) rangieren außerhalb der Liste der 20 »besten« mit immerhin mehreren Erwähnungen durch das Gremium. 6 Stimmen erhielt auch »O Paraíso é bem bacana« von André Sant’Anna, das teilweise in Berlin spielt.
Die Liste im Einzelnen in der Reihenfolge der Stimmen:
Es versteht sich von selbst, dass alle Bücher soweit noch verfügbar, bei uns in der Buchhandlung entweder vorrätig sind oder bestellt werden können. Klicken Sie einfach auf die jeweiligen Titel.
Ende März findet wieder die Leipziger Buchmesse statt. Portugal ist mit einem eigenen Stand in Halle 4 Stand C300 vertreten und bietet ein tolles Programm mit zahlreichen Autorinnen und Autoren, die nach Leipzig reisen werden. Wir sind auch die ganze Zeit vor Ort und beraten Sie gern zu Büchern und Autor*innen.
Hier folgt das Programm für das Wochenende:
Samstag 29.03.2025 Messe – Halle 4 Stand C300
10:30 – 11:30 Uhr VORSTELLUNG VON JOSÉ LUÍS PEIXOTO Gespräch mit dem Autor über sein Buch: Mittagessen am Sonntag In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Holger Heimann
Mit Mittagessen am Sonntag erscheint im Septime Verlag der nunmehr vierte Roman des portugiesischen Schriftstellers José Luís Peixoto, der bereits mit 27 Jahren mit dem wichtigen José Saramago Preis ausgezeichnet wurde. Der portugiesische Literaturnobelpreisträger bezeichnete José Luís Peixoto als „eine der überraschendsten Offenbarungen der portugiesischen Literatur“. Peixotos neuer Roman ist eine Reflexion über Alter, Glück und die tiefe Liebe einer Familie, die sich um den Patriarchen und seine Erinnerungen versammelt. Eine Biographie, eine Lektüre über Portugal und verschiedene Generationen zwischen 1931 und 2021, betrachtet aus der Perspektive einer Familie. Zentrale Figur ist eine bekannte portugiesische Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die aus einfachen Verhältnissen stammend, imAlentejo ein Firmenimperium mit beispielhaften sozialen Komponenten für die Mitarbeiter aufbaut.
11:45 – 12:45 Uhr WAS JENSEITS DES MEERES LIEGT: DIE POETISCHE PROSA VON ANTÓNIO LOBO ANTUNES Vorstellung des Buches: Am anderen Ufer des Meeres, In deutscher Sprache Mit seiner Übersetzerin Maralde Meyer-Minnemann Anmoderation: Holger Heimann
António Lobo Antunes ist einer der größten Namen der portugiesischsprachigen Literatur, mit einem umfangreichen, von Maralde Meyer-Minnemann ins Deutsche übersetzten Werk, das mit seinen rund 30 Titeln das größte Interesse des Publikums gefunden hat. Als Schriftsteller mit weit gefächerten Themen ist die Tatsache, dass er während des Kolonialkriegs zwischen 1971 und 1973 im Osten Angolas als Militärarzt tätig war, in mehreren seiner Werke präsent. In der Tat erscheint Angola fast wie ein zentraler Ort in seinem einzigartigen und kraftvollen Schaffen, das von Enttäuschung, Metaphern, Brillanz und Besessenheit geprägt ist. Kürzlich erschien Am anderen Ufer des Meeres auf dem deutschen Markt, das eine Geschichte aus der Zeit vor dem Unabhängigkeitskrieg erzählt, deren Ereignisse jedoch den Beginn eines schweren bewaffneten Konflikts vorwegnahmen.
14:30 – 15:30 Uhr EIN GESPRÄCH MIT JOSÉ LUÍS PEIXOTO UND FRANCISCO SOUSA LOBO Die Wurzeln und die Literatur In deutscher/ portugiesischer Sprache Moderation: Maximilian Mengeringhaus
Wir haben bereits über das Eintauchen in eine andere Kultur gesprochen und darüber, was das im Hinblick auf den kreativen Prozess bedeuten kann. In manchen Fällen, wenn man seinen Geburtsort endgültig verlassen hat, in anderen, wenn alles, auch die Natur selbst, einen zum Nomadenleben drängt, werden in Wahrheit ständig Grenzen überschritten, und der Reisende stolpert über fremde Sitten, Gesetze, Farben, Sprachen und Gerüche, um dann mit anderen Vorstellungen nach Hause zurückzukehren als denen, mit denen er aufgebrochen ist.
Angesichts der zunehmenden Häufigkeit dieser Mobilität – Abreise und Rückkehr, um in nicht allzu ferner Zukunft die Reise erneut anzutreten – stellt sich die Frage, ob die Wurzeln aufgelöst werden, während der Begriff des „Zuhauses“ immer diffuser und fließender wird und die Vorstellung von „Identität“ vielleicht nur noch romantisch oder nostalgisch ist. Was wir den Autoren, jeder auf seine Weise ein Reisender, vorschlagen, ist ein Gespräch darüber, ob sie an den Orten, an denen sie geboren und aufgewachsen sind, immer noch Wurzeln finden, und ob wir, wenn solche Bindungen an ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Region fortbestehen, sie in den von ihnen produzierten Werken wiederfinden. Denn ihre Geschichten und Bücher wären anders, wenn die lebendige Erinnerung an ihre Herkunft ausgelöscht worden wäre, oder aber es sind diese Wurzeln, die ihr Werk unauslöschlich prägen.
15:45 – 17:00 Uhr WORKSHOP MIT DEM GRAPHIC NOVEL AUTOR FRANCISCO SOUSA LOBO Und der Comic, wie soll er enden? In portugiesischer Sprache
Francisco Sousa Lobo, copyright: Petra Noack
Dieser Workshop mit dem Autor Francisco Sousa Lobo soll Kinder und Jugendliche dazu ermutigen, sich mit Comics zu beschäftigen. Unter dem Titel „Und der Comic, wie soll er enden?“ analysiert der Autor mit den Kindern, wie sie eine einfache Geschichte begonnen haben, deren Rahmen ihnen zuvor vorgegeben wurde, damit sie sich während des Workshops vorstellen – und zeichnen – können, welche Entwicklung sie ihrer Erzählung geben könnten. Anhand des Satzes und der einfachen Zeichnung, die sie von zu Hause mitgebracht haben, können sie sich überlegen, ob sie eine lange oder kurze Geschichte schreiben und welches Ende sie ihr geben wollen. Wir hoffen auf eine unterhaltsame Sitzung, in der jedes Kind seine Kreativität und sein Talent unter Beweis stellen kann.
NaTo Karl-Liebknecht-Str. 46 04275 Leipzig 18:00 – 18:50 Uhr LITERATUR AUS PORTUGAL – EIN ABEND MIT LÍDIA JORGE UND JOSÉ LUÍS PEIXOTO 50 Jahre Demokratie – und der Kampf geht weiter In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Holger Heimann Am 25. April 1974 setzte ein Staatsstreich dem diktatorischen Regime in Portugal ein Ende und ebnete den Weg für die Rückkehr des Landes zur Demokratie. Wie in ähnlichen Fällen sind die Werte, auf denen ein demokratischer Rechtsstaat beruht, nicht über Nacht entstanden, sondern waren das Ergebnis eines langwierigen Prozesses. Auf die Nelkenrevolution, die bekanntlich unblutig verlief, folgten unzählige Umbrüche und Veränderungen, darunter das Ende des Krieges in Afrika und der Entkolonialisierungsprozess, die Durchführung der ersten freien Wahlen in Portugal mit allgemeinem Wahlrecht und die Verabschiedung der Verfassung. Diese revolutionäre Phase der Geschichte war von Unruhen und ideologischen Auseinandersetzungen geprägt, die beinahe zu einem Bürgerkrieg geführt hätten. Es war also erforderlich, den Frieden zu sichern, ebenso wie es erforderlich war, die Demokratie zu etablieren, die immer unvollständig und unvollendet ist. Die unruhigen Zeiten von heute und das schwindelerregende Tempo, mit dem sich die Realität verändert, lassen uns daran zweifeln, ob der Pluralismus der Meinungsäußerung und der politischen Organisation von Dauer sein wird oder ob die Grundrechte und – freiheiten weiterhin geachtet werden. So lautet das Thema, das wir für das Gespräch zwischen Lídia Jorge und José Luís Peixoto vorschlagen.
Lidia Jorge Erbarmen, Secession Verlag, 2024 Übersetzung: Steven Uhly José Luís Peixoto Mittagessen am Sonntag, Septime-Verlag 2024 Übersetzung: Ilse Dick
Sonntag 30.03.2025 Messe – Halle 4 Stand C300
11:30 – 12:30 Uhr »WIRKLICH LIEBEN TUN WIR NUR, WAS ZU NICHTS NÜTZE IST« Lyrik portugiesischsprachiger Dichterinnen In deutscher/portugiescher Sprache Vorstellung: Michael Kegler Lesung: Noah Moisan
Subtile Widerständigkeit, die Eleganz schlichter Worte, dreiste, verhaltene Sinnlichkeit,Landschaften, eine Welt, die manchmal aus winzigsten Dingen spricht, und so manche Täuschung verbindet die portugiesischsprachigen Lyrikerinnen, aus deren Werken gelesen wird: Gedichte von Ana Luísa Amaral (1916-2022; Portugal), Ana Paula Tavares (*1952; Angola) und Ana Martins Marques (1977; Brasilien) schlagen eine poetische Brücke von Florbela Espanca (1894-1930; Portugal) bis zur im vergangenen Dezember überraschend verstorbenen Adília Lopes (1960-2024; Portugal). Während Florbela Espanca Anfang des 20. Jahrhunderts ihre kompromisslose Ehrlichkeit in Sonette packte, die erst jetzt, ein Jahrhundert später, von Catrin George Ponciano für das BuchAlles – bloß nicht vage!ins Deutsche übersetzt wurden, steht Adília Lopes für die Dekonstruktion von Text, Bildern und Sinn bis zur Kenntlichkeit: „Ein Gedicht schreiben / ist wie einen Fisch / mit den Händen erwischen“. (aus Klub der toten Dichterin, übersetzt von Elfriede Engelmayer.) Vorgebliche Extreme, zwischen denen so einiges möglich ist.
Von Ana Luísa Amaral erschien 2021 der Band Was ist ein Name in der Übersetzung von Michael Kegler und Piero Salabé, von Ana Paula Tavares liegen zwei Bände Fieberbaum, 2010 und Wie feine Adern in der Erde, 2021 in der Übersetzung von Juana und Tobias Burghardt vor; auch von Ana Martins Marques gibt es inzwischen zwei Bücher auf Deutsch: Gärten, 2022 und Streich dieses Wort, 2024.
Ende März findet wieder die Leipziger Buchmesse statt. Portugal ist mit einem eigenen Stand in Halle 4 Stand C300 vertreten und bietet ein tolles Programm mit zahlreichen Autorinnen und Autoren, die nach Leipzig reisen werden. Wir sind auch die ganze Zeit vor Ort und beraten Sie gern zu Büchern und Autor*innen.
Hier ein erster Überblick für die ersten beiden Tage – das Programm fürs Wochenende folgt in Kürze.
Donnerstag 27.03.2025 Messe – Halle 4 Stand C300
Francisco Sousa Lobo, copyright: Petra Noack
11:30 – 12:15 Uhr VORSTELLUNG VON FRANCISCO SOUSA LOBO Gespräch mit dem Autor über sein Buch: Oktober In englischer Sprache Moderation: Toby Ashraf
Im Rahmen eines Residenzstipendiums 2024 in Berlin hat Francisco Sousa Lobo einen kurzen Comic über seinen Aufenthalt in der deutschen Hauptstadt gestaltet. Ausgangspunkt für das Werk mit dem Titel Oktober, das in Kürze in Großbritannien erscheinen wird, ist die Kurzgeschichte Der Büffel, der brasilianischen Schriftstellerin Clarice Lispector.
14:30 – 15:15 Uhr VORSTELLUNG VON TATIANA SALEM LEVY Gespräch mit der Autorin über ihr Buch: Der Schlüssel zum Haus In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Christian Ruzicska, Verleger Secession-Verlag
Copyright: Pedro Loureiro
Der stark autobiografisch geprägte Roman Der Schlüssel zum Haus ist der zweite ins Deutsche übersetzte Roman der Schriftstellerin Tatiana Salem Levy und erzählt über drei Generationen die Geschichte einer jüdischen Familie, die von Vertreibung, Migration und Exil geprägt ist.
Tatiana Salem Levy Der Schlüssel zum Haus, Secession-Verlag, 2024 Übersetzung: Marianne Gareis
15:30 – 16:30 Uhr 50 JAHRE FREIHEIT: FEIERN MIT MUSIK In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Toby Ashraf Gesang und Gitarre: Pedro Matos Ein Jahr nach der Nelkenrevolution, die die Demokratie in Portugal wiederherstellte und ein anachronistisches diktatorisches Regime beendete, fanden die ersten freien Wahlen nach allgemeinem Wahlrecht statt. Genau in diesem Moment feiern wir den 50. Jahrestag eines der wichtigsten Schritte auf dem Weg zum Rechtsstaat, für den es sich zu kämpfen lohnt.
Freitag 28.03.2025 Messe – Halle 4 Stand C300
Copyright: Pedro Marnoto
10:30 – 11:15 Uhr VORSTELLUNG VON LÍDIA JORGE Gespräch mit der Autorin über ihr Buch: Erbarmen In deutscher/portugiesischer Sprache mit Steven Uhly, Übersetzer Moderation: Christian Ruzicska, Verleger Secession-Verlag Dona Alberti sitzt im Rollstuhl, kann ihre Hände kaum noch benutzen und erzählt einem Aufnahmegerät aus ihrem Leben im Hotel Paraíso, einem Altenheim, wo sie aus freien Stücken lebt, seit ein banaler Unfall sie ihrer Selbständigkeit beraubt hat. Das sind die Koordinaten von Lídia Jorges jüngstem und vielleicht persönlichstem Roman.
Lidia Jorge Erbarmen, Secession Verlag, 2024 Übersetzung: Steven Uhly
11:30 – 12:15 Uhr EÇA UND CO. Vorstellung des Buches: Die Maias Ironie und moralische Grundlagen der Gesellschaft – Öffentliche Tugenden, private Laster In deutscher Sprache Gespräch mit der Übersetzerin Marianne Gareis Moderation: Maximilian Mengeringhaus
Eça de Queirós ist einer der meistübersetzten portugiesischen Schriftsteller; sein Werk ist in über vierzig Ländern und fast dreißig Sprachen erhältlich. Obwohl der Gegenstand seiner Betrachtung Portugal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist, legt der Schriftsteller seinen Geschichten Züge der menschlichen Natur zugrunde, die weit über geografische oder historische Epochen hinausgehen, da sie ihr innewohnen und sich folglich im gesellschaftlichen Leben widerspiegeln. Es ist wohl Queirós‘ Zeitlosigkeit zuzuschreiben, dass jetzt in Deutschland eine Neuübersetzung von Os Maias erschien, 136 Jahre nach der Fertigstellung des Romans. Das 1888 geschriebene Werk erzählt die Geschichte dreier Generationen einer Familie in einer Chronik der Sitten voll bissigem Humor und fotografischen Beschreibungen der verschiedenen Milieus, in denen sich die mitunter tragische Handlung abspielt.
14:30 – 15:30 Uhr EIN GESPRÄCH MIT LÍDIA JORGE UND TATIANA SALEM LEVY Männer und die Frauenliteratur – Verstehen Männer die Literatur von Frauen? In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Benjamin Meisnitzer
Es mag keinen spürbaren Unterschied zwischen der Literatur von Männern und Frauen geben, doch Werke, in denen sich die Autorinnen ganz oder teilweise von ihrer eigenen Existenz, von mehr oder weniger traumatischen Erlebnissen, von Gefühlen oder anderen Wahrnehmungen der Realität inspirieren lassen, erscheinen einem Mann schwer lesbar.
Die Frage, ob diese andere Sicht der Welt, die in der Literatur zum Ausdruck kommt, das männliche Publikum entfremdet oder anzieht, ist eines der Themen, die wir für die Debatte zwischen Lídia Jorge und Tatiana Salem Levy vorschlagen, die beide bemerkenswerte Verfechterinnen der weiblichen Selbstbestimmung und des Abschieds von der patriarchalischen Gesellschaft sind.
Lidia Jorge Erbarmen, Secession-Verlag, 2024 Übersetzung: Steven Uhly Tatiana Salem Levy Der Schlüssel zum Haus, Secession-Verlag, 2024 Übersetzung: Marianne Gareis
Fünf literarische Stimmen aus Guinea-Bissau erzählen: von der provisorischen Verrücktheit des Lehrers Baltazar, der eines Tages nicht mehr im Gymnasium erscheint. Von Vater und Sohn, die eine Kuhherde gegen zwei grüne Büchlein tauschen, um in Europa ans große Geld zu kommen. Vom Soldaten Zé Crocodilo, der sich in einen Fluss voller Krokodile wirft, um zwei portugiesische Ärztinnen zu retten. Und von den verführerischen Früchten des Pitangabaums im Hof der Nachbarin, die einfach unwiderstehlich locken …
Waldir Araújo, Claudiany da Costa Pereira, Amadú Dafé, Edson Incopté und Marinho de Pina Der Pitangabaum der Nachbarin. Erzählungen aus Guinea-Bissau, Edition Noack & Block, 2025 Übersetzung: Renate Heß, Rosa Rodrigues, Johannes Augel
NaTo Karl-Liebknecht-Str. 46 04275 Leipzig 20:00 – 20:50 Uhr LITERATUR AUS PORTUGAL – EIN ABEND MIT TATIANA SALEM LEVY UND FRANCISCO SOUSA LOBO Migration und Kreativität In deutscher / portugiesischer Sprache Moderation: Michael Kegler
Kreativität ist in der Regel ein Prozess des Beobachtens, des Austauschs, des Experimentierens, der Suche nach Anhaltspunkten auf einer Reise, die das Gepäck des Autors mit Gewissheiten und Zweifeln, mit Irrungen und Wirrungen füllt. Gewiss, die Reise kann vor allem eine innere Reise sein, denn sie führt auch zu neuen Fragen oder überraschenden Erkenntnissen. Ebenso wahr ist, dass die andere Reise, die physische, die waghalsige, den Geist des Schriftstellers stets aufrüttelt und seine Feder beunruhigt. Der Autor und die Autorin dieser Sitzung sind Migranten, sicherlich aus unterschiedlichen Beweggründen, aber dennoch Reisende, die mit bestimmten Lebenswelten konfrontiert sind, verschiedene Realitäten beobachten und in anderen Gesellschaften vorherrschende Werte erleben. Zum Auftakt dieser Debatte zwischen Tatiana Salem Levy und Francisco Sousa Lobo schlagen wir vor, dass sie sich selbst und das Publikum fragen, ob sie ein Werk geschaffen hätten, wenn sie keine Emigranten gewesen wären. Mit anderen Worten: Ist die Reise, die das Leben ihnen auferlegt hat, mit ihrem künstlerischem Schaen auf die eineoder andere Weise verbunden?
Tatiana Salem Levy Der Schlüssel zum Haus, Secession-Verlag, Herbst 2024 Übersetzung: Marianne Gareis
Wir freuen uns auf unsere nächste Veranstaltung im Februar Unser Gast wird am 5. Februar, um 19.30 Uhr der portugiesische Autor David Machado sein. Michael Kegler moderiert und übersetzt. David Machado stellt seinen neuen Roman Os Dias do Ruído vor, der Ende letzten Jahres in Portugal erschienen ist und bisher noch nicht in deutscher Übersetzung vorliegt. Die Lesung ist wie immer zweisprachig.
Der Eintritt ist frei, wir bitten um Reservierung.
David Machado wurde 1978 in Lissabon geboren, er ist sowohl für seine Romane als auch für seine tollen Kinder- und Jugendbücher wie O Tubarão na Banheira oder Os Reis do Mar bekannt. Sein Roman Índice médio de felicidade wurde mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet.
Im neuen Roman Os Dias do Ruído geht es Laura, die ein islamistisches Attentat in Paris verhindert hat, in dem sie den Attentäter umgebracht hat. Zwei Jahre späer hat sie darüber ein Buch geschrieben und reist durch die Welt, um ihre Geschichte zu erzählen. Schnell ist sie berühmt geworden. Laura wird von vielen verherrlicht, aber sie ist auch das Ziel von Morddrohungen, die sie, auch wenn sie sie zunächst lieber herunterspielt, schließlich dazu zwingen, zu fliehen und an dem einzigen Ort Zuflucht zu suchen, an dem sie sich, entgegen ihrer Überzeugung, sicher fühlt. In den Pausen dieses virtuellen Lärms, der die Welt erfüllt und von dem auch sie unaufhaltsam abhängt, wird Laura die Tragweite ihrer Tat bewusst.
In den nächsten Tagen wird es hier wieder etwas ruhiger. Wie jedes Jahr machen wir eine Weihnachtspause, unsere Buchhandlung bleibt vom 24.Dezember bis einschließlich 5. Januar geschlossen.
Ab 6. Januar sind wir zu unseren normalen Öffnungszeiten wieder für Sie. Sollte Ihnen über die Feiertage die Lektüre ausgehen oder Sie nun endlich Zeit zum Stöbern haben, schauen Sie gern in unserem Onlineshop vorbei, Bestellungen liefern wir dann auch erst wieder im Januar aus. Für Ihre Unterstützung möchten wir uns recht herzlich bedanken. Bleiben Sie uns gewogen.
Feliz Natal e um Próspero Ano Novo!
Wir wünschen Ihnen für die kommenden Tage viel Zeit für ein gutes Buch, wir sehen, lesen und hören uns 2025.
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