Heute ist es soweit. Der lang erwartete neue Asterix-Band, immerhin schon das 41. Abenteuer der unerschrockenen Gallier, kommt heute, am 23. Oktober 2025 in den Handel.
Asterix, Obelix und Idefix reisen dieses Mal in die römische Provinz Lusitanien, das heutige Portugal.
Es ist der zweite Band des Texters Fabcaro und bereits der siebte des Zeichners Didier Conrad, der vor 12 Jahren Albert Uderzo abgelöst hat. Über den Inhalt darf noch nichts verraten werden, aber man darf wohl davon ausgehen, dass typische „Portugal-Accessoires“ wie Fado, Azulejos, Saudade und Bacalhau irgendwie vorkommen.
Jedenfalls gibt es bei uns ab heute den neuen BandAsterix in Lusitanien auf Deutsch. Die portugiesische Ausgabe Astérix na Lusitânia erscheint ebenfalls heute in Portugal. Da das Veröffentlichungsdatum von den Verlagen sehr strikt eingehalten wird und auch in Portugal die Auslieferung erst heute losgeht, wird es noch ein paar wenige Tage dauern, bis auch die portugiesische Übersetzung Astérix na Lusitânia bei uns verfügbar ist.
Auf jeden Fall ein Fest nicht nur für Freunde von Asterix, Obelix und Idefix, sondern vielleicht auch spannend für einen Übersetzungsvergleich.
Ende März findet wieder die Leipziger Buchmesse statt. Portugal ist mit einem eigenen Stand in Halle 4 Stand C300 vertreten und bietet ein tolles Programm mit zahlreichen Autorinnen und Autoren, die nach Leipzig reisen werden. Wir sind auch die ganze Zeit vor Ort und beraten Sie gern zu Büchern und Autor*innen.
Hier folgt das Programm für das Wochenende:
Samstag 29.03.2025 Messe – Halle 4 Stand C300
10:30 – 11:30 Uhr VORSTELLUNG VON JOSÉ LUÍS PEIXOTO Gespräch mit dem Autor über sein Buch: Mittagessen am Sonntag In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Holger Heimann
Mit Mittagessen am Sonntag erscheint im Septime Verlag der nunmehr vierte Roman des portugiesischen Schriftstellers José Luís Peixoto, der bereits mit 27 Jahren mit dem wichtigen José Saramago Preis ausgezeichnet wurde. Der portugiesische Literaturnobelpreisträger bezeichnete José Luís Peixoto als „eine der überraschendsten Offenbarungen der portugiesischen Literatur“. Peixotos neuer Roman ist eine Reflexion über Alter, Glück und die tiefe Liebe einer Familie, die sich um den Patriarchen und seine Erinnerungen versammelt. Eine Biographie, eine Lektüre über Portugal und verschiedene Generationen zwischen 1931 und 2021, betrachtet aus der Perspektive einer Familie. Zentrale Figur ist eine bekannte portugiesische Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die aus einfachen Verhältnissen stammend, imAlentejo ein Firmenimperium mit beispielhaften sozialen Komponenten für die Mitarbeiter aufbaut.
11:45 – 12:45 Uhr WAS JENSEITS DES MEERES LIEGT: DIE POETISCHE PROSA VON ANTÓNIO LOBO ANTUNES Vorstellung des Buches: Am anderen Ufer des Meeres, In deutscher Sprache Mit seiner Übersetzerin Maralde Meyer-Minnemann Anmoderation: Holger Heimann
António Lobo Antunes ist einer der größten Namen der portugiesischsprachigen Literatur, mit einem umfangreichen, von Maralde Meyer-Minnemann ins Deutsche übersetzten Werk, das mit seinen rund 30 Titeln das größte Interesse des Publikums gefunden hat. Als Schriftsteller mit weit gefächerten Themen ist die Tatsache, dass er während des Kolonialkriegs zwischen 1971 und 1973 im Osten Angolas als Militärarzt tätig war, in mehreren seiner Werke präsent. In der Tat erscheint Angola fast wie ein zentraler Ort in seinem einzigartigen und kraftvollen Schaffen, das von Enttäuschung, Metaphern, Brillanz und Besessenheit geprägt ist. Kürzlich erschien Am anderen Ufer des Meeres auf dem deutschen Markt, das eine Geschichte aus der Zeit vor dem Unabhängigkeitskrieg erzählt, deren Ereignisse jedoch den Beginn eines schweren bewaffneten Konflikts vorwegnahmen.
14:30 – 15:30 Uhr EIN GESPRÄCH MIT JOSÉ LUÍS PEIXOTO UND FRANCISCO SOUSA LOBO Die Wurzeln und die Literatur In deutscher/ portugiesischer Sprache Moderation: Maximilian Mengeringhaus
Wir haben bereits über das Eintauchen in eine andere Kultur gesprochen und darüber, was das im Hinblick auf den kreativen Prozess bedeuten kann. In manchen Fällen, wenn man seinen Geburtsort endgültig verlassen hat, in anderen, wenn alles, auch die Natur selbst, einen zum Nomadenleben drängt, werden in Wahrheit ständig Grenzen überschritten, und der Reisende stolpert über fremde Sitten, Gesetze, Farben, Sprachen und Gerüche, um dann mit anderen Vorstellungen nach Hause zurückzukehren als denen, mit denen er aufgebrochen ist.
Angesichts der zunehmenden Häufigkeit dieser Mobilität – Abreise und Rückkehr, um in nicht allzu ferner Zukunft die Reise erneut anzutreten – stellt sich die Frage, ob die Wurzeln aufgelöst werden, während der Begriff des „Zuhauses“ immer diffuser und fließender wird und die Vorstellung von „Identität“ vielleicht nur noch romantisch oder nostalgisch ist. Was wir den Autoren, jeder auf seine Weise ein Reisender, vorschlagen, ist ein Gespräch darüber, ob sie an den Orten, an denen sie geboren und aufgewachsen sind, immer noch Wurzeln finden, und ob wir, wenn solche Bindungen an ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Region fortbestehen, sie in den von ihnen produzierten Werken wiederfinden. Denn ihre Geschichten und Bücher wären anders, wenn die lebendige Erinnerung an ihre Herkunft ausgelöscht worden wäre, oder aber es sind diese Wurzeln, die ihr Werk unauslöschlich prägen.
15:45 – 17:00 Uhr WORKSHOP MIT DEM GRAPHIC NOVEL AUTOR FRANCISCO SOUSA LOBO Und der Comic, wie soll er enden? In portugiesischer Sprache
Francisco Sousa Lobo, copyright: Petra Noack
Dieser Workshop mit dem Autor Francisco Sousa Lobo soll Kinder und Jugendliche dazu ermutigen, sich mit Comics zu beschäftigen. Unter dem Titel „Und der Comic, wie soll er enden?“ analysiert der Autor mit den Kindern, wie sie eine einfache Geschichte begonnen haben, deren Rahmen ihnen zuvor vorgegeben wurde, damit sie sich während des Workshops vorstellen – und zeichnen – können, welche Entwicklung sie ihrer Erzählung geben könnten. Anhand des Satzes und der einfachen Zeichnung, die sie von zu Hause mitgebracht haben, können sie sich überlegen, ob sie eine lange oder kurze Geschichte schreiben und welches Ende sie ihr geben wollen. Wir hoffen auf eine unterhaltsame Sitzung, in der jedes Kind seine Kreativität und sein Talent unter Beweis stellen kann.
NaTo Karl-Liebknecht-Str. 46 04275 Leipzig 18:00 – 18:50 Uhr LITERATUR AUS PORTUGAL – EIN ABEND MIT LÍDIA JORGE UND JOSÉ LUÍS PEIXOTO 50 Jahre Demokratie – und der Kampf geht weiter In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Holger Heimann Am 25. April 1974 setzte ein Staatsstreich dem diktatorischen Regime in Portugal ein Ende und ebnete den Weg für die Rückkehr des Landes zur Demokratie. Wie in ähnlichen Fällen sind die Werte, auf denen ein demokratischer Rechtsstaat beruht, nicht über Nacht entstanden, sondern waren das Ergebnis eines langwierigen Prozesses. Auf die Nelkenrevolution, die bekanntlich unblutig verlief, folgten unzählige Umbrüche und Veränderungen, darunter das Ende des Krieges in Afrika und der Entkolonialisierungsprozess, die Durchführung der ersten freien Wahlen in Portugal mit allgemeinem Wahlrecht und die Verabschiedung der Verfassung. Diese revolutionäre Phase der Geschichte war von Unruhen und ideologischen Auseinandersetzungen geprägt, die beinahe zu einem Bürgerkrieg geführt hätten. Es war also erforderlich, den Frieden zu sichern, ebenso wie es erforderlich war, die Demokratie zu etablieren, die immer unvollständig und unvollendet ist. Die unruhigen Zeiten von heute und das schwindelerregende Tempo, mit dem sich die Realität verändert, lassen uns daran zweifeln, ob der Pluralismus der Meinungsäußerung und der politischen Organisation von Dauer sein wird oder ob die Grundrechte und – freiheiten weiterhin geachtet werden. So lautet das Thema, das wir für das Gespräch zwischen Lídia Jorge und José Luís Peixoto vorschlagen.
Lidia Jorge Erbarmen, Secession Verlag, 2024 Übersetzung: Steven Uhly José Luís Peixoto Mittagessen am Sonntag, Septime-Verlag 2024 Übersetzung: Ilse Dick
Sonntag 30.03.2025 Messe – Halle 4 Stand C300
11:30 – 12:30 Uhr »WIRKLICH LIEBEN TUN WIR NUR, WAS ZU NICHTS NÜTZE IST« Lyrik portugiesischsprachiger Dichterinnen In deutscher/portugiescher Sprache Vorstellung: Michael Kegler Lesung: Noah Moisan
Subtile Widerständigkeit, die Eleganz schlichter Worte, dreiste, verhaltene Sinnlichkeit,Landschaften, eine Welt, die manchmal aus winzigsten Dingen spricht, und so manche Täuschung verbindet die portugiesischsprachigen Lyrikerinnen, aus deren Werken gelesen wird: Gedichte von Ana Luísa Amaral (1916-2022; Portugal), Ana Paula Tavares (*1952; Angola) und Ana Martins Marques (1977; Brasilien) schlagen eine poetische Brücke von Florbela Espanca (1894-1930; Portugal) bis zur im vergangenen Dezember überraschend verstorbenen Adília Lopes (1960-2024; Portugal). Während Florbela Espanca Anfang des 20. Jahrhunderts ihre kompromisslose Ehrlichkeit in Sonette packte, die erst jetzt, ein Jahrhundert später, von Catrin George Ponciano für das BuchAlles – bloß nicht vage!ins Deutsche übersetzt wurden, steht Adília Lopes für die Dekonstruktion von Text, Bildern und Sinn bis zur Kenntlichkeit: „Ein Gedicht schreiben / ist wie einen Fisch / mit den Händen erwischen“. (aus Klub der toten Dichterin, übersetzt von Elfriede Engelmayer.) Vorgebliche Extreme, zwischen denen so einiges möglich ist.
Von Ana Luísa Amaral erschien 2021 der Band Was ist ein Name in der Übersetzung von Michael Kegler und Piero Salabé, von Ana Paula Tavares liegen zwei Bände Fieberbaum, 2010 und Wie feine Adern in der Erde, 2021 in der Übersetzung von Juana und Tobias Burghardt vor; auch von Ana Martins Marques gibt es inzwischen zwei Bücher auf Deutsch: Gärten, 2022 und Streich dieses Wort, 2024.
Ende März findet wieder die Leipziger Buchmesse statt. Portugal ist mit einem eigenen Stand in Halle 4 Stand C300 vertreten und bietet ein tolles Programm mit zahlreichen Autorinnen und Autoren, die nach Leipzig reisen werden. Wir sind auch die ganze Zeit vor Ort und beraten Sie gern zu Büchern und Autor*innen.
Hier ein erster Überblick für die ersten beiden Tage – das Programm fürs Wochenende folgt in Kürze.
Donnerstag 27.03.2025 Messe – Halle 4 Stand C300
Francisco Sousa Lobo, copyright: Petra Noack
11:30 – 12:15 Uhr VORSTELLUNG VON FRANCISCO SOUSA LOBO Gespräch mit dem Autor über sein Buch: Oktober In englischer Sprache Moderation: Toby Ashraf
Im Rahmen eines Residenzstipendiums 2024 in Berlin hat Francisco Sousa Lobo einen kurzen Comic über seinen Aufenthalt in der deutschen Hauptstadt gestaltet. Ausgangspunkt für das Werk mit dem Titel Oktober, das in Kürze in Großbritannien erscheinen wird, ist die Kurzgeschichte Der Büffel, der brasilianischen Schriftstellerin Clarice Lispector.
14:30 – 15:15 Uhr VORSTELLUNG VON TATIANA SALEM LEVY Gespräch mit der Autorin über ihr Buch: Der Schlüssel zum Haus In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Christian Ruzicska, Verleger Secession-Verlag
Copyright: Pedro Loureiro
Der stark autobiografisch geprägte Roman Der Schlüssel zum Haus ist der zweite ins Deutsche übersetzte Roman der Schriftstellerin Tatiana Salem Levy und erzählt über drei Generationen die Geschichte einer jüdischen Familie, die von Vertreibung, Migration und Exil geprägt ist.
Tatiana Salem Levy Der Schlüssel zum Haus, Secession-Verlag, 2024 Übersetzung: Marianne Gareis
15:30 – 16:30 Uhr 50 JAHRE FREIHEIT: FEIERN MIT MUSIK In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Toby Ashraf Gesang und Gitarre: Pedro Matos Ein Jahr nach der Nelkenrevolution, die die Demokratie in Portugal wiederherstellte und ein anachronistisches diktatorisches Regime beendete, fanden die ersten freien Wahlen nach allgemeinem Wahlrecht statt. Genau in diesem Moment feiern wir den 50. Jahrestag eines der wichtigsten Schritte auf dem Weg zum Rechtsstaat, für den es sich zu kämpfen lohnt.
Freitag 28.03.2025 Messe – Halle 4 Stand C300
Copyright: Pedro Marnoto
10:30 – 11:15 Uhr VORSTELLUNG VON LÍDIA JORGE Gespräch mit der Autorin über ihr Buch: Erbarmen In deutscher/portugiesischer Sprache mit Steven Uhly, Übersetzer Moderation: Christian Ruzicska, Verleger Secession-Verlag Dona Alberti sitzt im Rollstuhl, kann ihre Hände kaum noch benutzen und erzählt einem Aufnahmegerät aus ihrem Leben im Hotel Paraíso, einem Altenheim, wo sie aus freien Stücken lebt, seit ein banaler Unfall sie ihrer Selbständigkeit beraubt hat. Das sind die Koordinaten von Lídia Jorges jüngstem und vielleicht persönlichstem Roman.
Lidia Jorge Erbarmen, Secession Verlag, 2024 Übersetzung: Steven Uhly
11:30 – 12:15 Uhr EÇA UND CO. Vorstellung des Buches: Die Maias Ironie und moralische Grundlagen der Gesellschaft – Öffentliche Tugenden, private Laster In deutscher Sprache Gespräch mit der Übersetzerin Marianne Gareis Moderation: Maximilian Mengeringhaus
Eça de Queirós ist einer der meistübersetzten portugiesischen Schriftsteller; sein Werk ist in über vierzig Ländern und fast dreißig Sprachen erhältlich. Obwohl der Gegenstand seiner Betrachtung Portugal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist, legt der Schriftsteller seinen Geschichten Züge der menschlichen Natur zugrunde, die weit über geografische oder historische Epochen hinausgehen, da sie ihr innewohnen und sich folglich im gesellschaftlichen Leben widerspiegeln. Es ist wohl Queirós‘ Zeitlosigkeit zuzuschreiben, dass jetzt in Deutschland eine Neuübersetzung von Os Maias erschien, 136 Jahre nach der Fertigstellung des Romans. Das 1888 geschriebene Werk erzählt die Geschichte dreier Generationen einer Familie in einer Chronik der Sitten voll bissigem Humor und fotografischen Beschreibungen der verschiedenen Milieus, in denen sich die mitunter tragische Handlung abspielt.
14:30 – 15:30 Uhr EIN GESPRÄCH MIT LÍDIA JORGE UND TATIANA SALEM LEVY Männer und die Frauenliteratur – Verstehen Männer die Literatur von Frauen? In deutscher/portugiesischer Sprache Moderation: Benjamin Meisnitzer
Es mag keinen spürbaren Unterschied zwischen der Literatur von Männern und Frauen geben, doch Werke, in denen sich die Autorinnen ganz oder teilweise von ihrer eigenen Existenz, von mehr oder weniger traumatischen Erlebnissen, von Gefühlen oder anderen Wahrnehmungen der Realität inspirieren lassen, erscheinen einem Mann schwer lesbar.
Die Frage, ob diese andere Sicht der Welt, die in der Literatur zum Ausdruck kommt, das männliche Publikum entfremdet oder anzieht, ist eines der Themen, die wir für die Debatte zwischen Lídia Jorge und Tatiana Salem Levy vorschlagen, die beide bemerkenswerte Verfechterinnen der weiblichen Selbstbestimmung und des Abschieds von der patriarchalischen Gesellschaft sind.
Lidia Jorge Erbarmen, Secession-Verlag, 2024 Übersetzung: Steven Uhly Tatiana Salem Levy Der Schlüssel zum Haus, Secession-Verlag, 2024 Übersetzung: Marianne Gareis
Fünf literarische Stimmen aus Guinea-Bissau erzählen: von der provisorischen Verrücktheit des Lehrers Baltazar, der eines Tages nicht mehr im Gymnasium erscheint. Von Vater und Sohn, die eine Kuhherde gegen zwei grüne Büchlein tauschen, um in Europa ans große Geld zu kommen. Vom Soldaten Zé Crocodilo, der sich in einen Fluss voller Krokodile wirft, um zwei portugiesische Ärztinnen zu retten. Und von den verführerischen Früchten des Pitangabaums im Hof der Nachbarin, die einfach unwiderstehlich locken …
Waldir Araújo, Claudiany da Costa Pereira, Amadú Dafé, Edson Incopté und Marinho de Pina Der Pitangabaum der Nachbarin. Erzählungen aus Guinea-Bissau, Edition Noack & Block, 2025 Übersetzung: Renate Heß, Rosa Rodrigues, Johannes Augel
NaTo Karl-Liebknecht-Str. 46 04275 Leipzig 20:00 – 20:50 Uhr LITERATUR AUS PORTUGAL – EIN ABEND MIT TATIANA SALEM LEVY UND FRANCISCO SOUSA LOBO Migration und Kreativität In deutscher / portugiesischer Sprache Moderation: Michael Kegler
Kreativität ist in der Regel ein Prozess des Beobachtens, des Austauschs, des Experimentierens, der Suche nach Anhaltspunkten auf einer Reise, die das Gepäck des Autors mit Gewissheiten und Zweifeln, mit Irrungen und Wirrungen füllt. Gewiss, die Reise kann vor allem eine innere Reise sein, denn sie führt auch zu neuen Fragen oder überraschenden Erkenntnissen. Ebenso wahr ist, dass die andere Reise, die physische, die waghalsige, den Geist des Schriftstellers stets aufrüttelt und seine Feder beunruhigt. Der Autor und die Autorin dieser Sitzung sind Migranten, sicherlich aus unterschiedlichen Beweggründen, aber dennoch Reisende, die mit bestimmten Lebenswelten konfrontiert sind, verschiedene Realitäten beobachten und in anderen Gesellschaften vorherrschende Werte erleben. Zum Auftakt dieser Debatte zwischen Tatiana Salem Levy und Francisco Sousa Lobo schlagen wir vor, dass sie sich selbst und das Publikum fragen, ob sie ein Werk geschaffen hätten, wenn sie keine Emigranten gewesen wären. Mit anderen Worten: Ist die Reise, die das Leben ihnen auferlegt hat, mit ihrem künstlerischem Schaen auf die eineoder andere Weise verbunden?
Tatiana Salem Levy Der Schlüssel zum Haus, Secession-Verlag, Herbst 2024 Übersetzung: Marianne Gareis
Der brasilianische Comic Escuta, Formosa Marcia von Marcello Quintanilha, der im letzten Jahr beim größten Comic-Festival im französischen Angoulême den Preis für das beste Album des Jahres gewonnen hatte, ist jetzt auch auf Deutsch erschienen.
Im Reprodukt Verlag erschien Hör nur, schöne Márcia in der Übersetzung von Lea Hübner, die auch 2017 schon Tungstênio für den Avant-Verlag übertragen hatte.
Im preisgekrönten Comic erzählt Marcello Quintanilha von dem Dilemma einer Mutter, deren Tochter in den Sog der Bandenkriminalität gerät. Während er feinfühlig von den Sorgen Márcias berichtet, führt er uns mit farbstarken Bildern durch seine Heimatstadt Rio de Janeiro, hinein in eine korrupte und gewaltvolle Welt.
Verzweifelt versucht die Krankenschwester Márcia, zu ihrer erwachsenen Tochter Jaqueline durchzudringen. Jaqueline macht nur, worauf sie Lust hat und ignoriert dabei gekonnt ihre Mutter und deren Partner Aluisio, mit denen sie eine kleine Wohnung in einem der Armenviertel in der Nähe von Rio de Janeiro teilt. Als Márcia erfährt, dass ihre Tochter mit einer lokalen Gang abhängt und sogar in illegale Geschäfte verwickelt ist, droht die Situation zu eskalieren. Márcia und Aluisio treffen die Entscheidung, der jungen und rebellischen Jaqueline zu helfen – ob sie nun möchte oder nicht…
Wir laden ein zu einem Gespräch mit dem portugiesischen Comiczeichner und Architekten João Valente am Dienstag, 24. Januar, um 19.30 Uhr bei uns in der Buchhandlung (Große Seestraße 47, 60486 Frankfurt). Thema ist die Auseinandersetzung mit dem „Massentourismus“ in Porto. João Valente hat sich mit dem Phänomen in Comicform beschäftigt, nach dem ihm und anderen Einwohnern Portos immer wieder dieselben Fragen gestellt wurden, wie z.B. „Was ist der beste Portwein?“, „Warum sind die Portugiesen so klein?“, Wo befindet sich die berühmte Buchhandlung“? Ergebnis ist ein Buch, das jetzt schon in portugiesisch, französisch, spanisch und englisch vorliegt und den Titel Perguntas frequentes sobre o Porto bzw. FAQ about Porto trägt.
Wir planen das Gespräch in portugiesischer Sprache, können bei Bedarf aber auch ins Deutsche übersetzen, João Valente spricht außerdem u.a. auch Englisch.
João Valente wurde in Porto geboren, hat Architektur studiert, denkt sich tagsüber Comics aus und spielt nachts Violine, kurzum, er wusste nie genau, welchen Weg er einschlagen sollte. Am Ende hat er sich so verlaufen, dass er nach Frankfurt kommen wird, um seinen Portoreiseführer in Comicform vorzustellen und um mit uns gemeinsam eine, von den hiesigen Temperaturen sicher eisgekühlte, Flasche Portwein aufzumachen.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen, Eintritt frei.
Convidamos para uma conversa com o autor portuense João Valente, terça-feira, dia 24 de janeiro, às 19h30 na TFM (Große Seestraße 47, 60486 Frankfurt), Entrada franca.
Desde 2009 que ser portuense inclui ter sido abordado na rua por desconhecidos e ouvido „Qual é melhor vinho do Porto?“, „Há uma convenção sobre o Harry Potter?“, „Porque é que os portugueses são tão baixinhos?“. Com o turismo de massa chegaram também as perguntas desconcertantes e a necessidade de ter respostas que obrigam a cruzar a realidade local e a mentalidade do viajante. Localmente ensaiam-se várias formas de abordar o novo fenómeno mas esta, uma banda desenhada que responde a algumas das perguntas mais frequentes sobre o Porto, transbordou e vem ser apresentada pela primeira vez fora de portas pelo autor.
Portuense de nascença, arquitecto de formação, imaginador de bandas desenhadas de dia, e violinista de noite, João Valente nunca soube muito bem que caminho seguir. E de tal maneira se perdeu que veio parar ao centro de Frankfurt-sobre-o-Meno para apresentar um guia do Porto em Banda Desenhada e para abrir uma garrafa de Porto possivelmente congelada pelas germanicas temperaturas.
Der Comic Madgermanes von Birgit Weyhe wurde mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung 2015 und dem Max & Moritz Preis 2016 für das „beste deutschsprachige Comic“ ausgezeichnet.
Er erzählt die hierzulande weitgehend unbekannte Geschichte der etwa 20.000 Vertragsarbeiter aus Mosambik, die von 1979 bis 1991 in der DDR beschäftigt waren. Eigentlich sollte der auf vier Jahre befristete Aufenthalt dazu dienen, ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen und Berufserfahrung zu sammeln, um nach ihrer Rückkehr zum Aufbau eines unabängigen sozialistischen Mosambiks beizutragen. Die Realität sah jedoch anders aus. Die „Madgermanes“, wie sie in Mosambik genannt werden, eine Wortschöpfung aus „Verrückte Deutsche“ und „Made in Germany“, kehrten in ein vom Bürgerkrieg völlig zerstörtes Land zurück. Für ihre Berufsausbildung gab es keine Verwendung, und der von der Regierung treuhänderisch einbehaltene Lohn wurde nie ausgezahlt…
Birgit Weyhe recherchiert diese kaum bekannte Fußnote deutsch-mosambikanischer Geschichte, indem sie die Betroffenen selbst zu Wort kommen lässt. Sie dreht die übliche Perspektive eines deutschen Blicks auf die Welt um und porträtiert zugleich einen Staat vor dessen Untergang. Durch subtiles Einfügen von Erinnerungsobjekten und mit allegorischen Motiven angereichert entstand ein Comic, der in seiner Bild- und Erzählsprache selbst die Grenzen zwischen afrikanischer und europäischer Kultur überschreitet.
Anlässlich der Comic-Preisverleihung sind eine ganze Reihe Artikel zur Autorin, zum Buch und zur Thematik erschienen, einige haben verlinken wir im Folgenden:
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